NGG in NRW zum heutigen „Tag der berufstätigen Eltern“

Mehr Eltern-Jobs in NRW – Keine „Pseudo-Ganztagsplätze“ der schwarz-grünen Landesregierung an Grundschulen

NGG: „Mehr Teilzeit im Schichtbetrieb – Ganztagsplätze vorrangig an berufstätige Eltern“

Bessere Chancen für Eltern, Job und Kinder unter einen Hut zu bringen: Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, aber auch die Düsseldorfer Landesregierung müssen deutlich mehr dafür tun, Eltern „den Spagat zwischen Kindern und Job“ zu erleichtern. Das fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Nordrhein-Westfalen zum heutigen „Tag der berufstätigen Eltern“ (Hinweis f.d. Red.: Montag, 16. September).


Die NRW-Landesregierung müsse deutlich mehr Ganztagsplätze in Grundschulen schaffen. Außerdem sollten Betreuungsplätze zudem vorrangig an Kinder von berufstätigen Eltern und Alleinerziehenden vergeben werden, so die nordrhein-westfälische NGG. Darüber hinaus sollten Unternehmen mehr Teilzeit und Flexibilität im Schichtbetrieb möglich machen. So könne es beispielsweise der Lebensmittelindustrie gelingen, auch Eltern für eine Beschäftigung in der Produktion zu gewinnen, die wegen der Kinderbetreuung keine volle 8-Stunden-Schicht arbeiten können. Zusätzlich appelliert die NGG an Betriebe, sich zusammenzuschließen, um Kinderbetreuung in „Cluster-Projekten“ zu organisieren.


„Es geht um verschenktes Potenzial: Landesweit fehlen Arbeitskräfte. Gleichzeitig bleiben Elternteile zu Hause, weil sich sonst keiner um die Kinder kümmert. Die Rechnung geht schon jetzt volkswirtschaftlich nicht auf. Erst recht nicht, wenn demnächst mehr und mehr Boomer in Rente gehen“, sagt der Landesvorsitzende der NGG, Mohamed Boudih.


Ein gutes Angebot an Ganztagsplätzen in Kitas und Schulen sei die Voraussetzung dafür, Eltern die Chance zu geben, berufstätig zu sein. „Die Perspektive dafür sieht allerdings schlecht aus“, so Mohamed Boudih. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts würden mehr als 200.000 zusätzliche Ganztagsplätze allein an den nordrhein-westfälischen Grundschulen gebraucht.


Die NGG beruft sich dabei auf Angaben des statistischen Landesamtes IT.NRW und auf Vorausberechnungen der Landesregierung. Diese gehe in der Ganztagsbetreuung an Grundschulen bis 2030 von einem Bedarf von rund 590.000 Plätzen aus. Nur dann könne es gelingen, 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit einem Ganztagsangebot zu versorgen.

Zwar plane die Landesregierung für das kommende Jahr einen Anstieg um 50.000 Plätze. Die NGG sieht das allerdings skeptisch: „Die NRW-Regierung wirbt mit einem ehrgeizigen Ziel. Wirklich ernst meint sie es damit ganz offensichtlich aber nicht: Das werden zu einem Großteil ‚Pseudo-Plätze‘ sein – also Ganztagsplätze nur auf dem schwarz-grünen Planungspapier. Denn für viele Träger rechnen sich Ganztagsplätze schon heute nicht. Außerdem fehlen Fachkräfte für die Betreuung der Kinder. Und die Einrichtungen sind oft zu klein: Es fehlen Flächen“, sagt der NGG-Landeschef.


Die Landesregierung sei dabei, ihr Koalitionsversprechen zum Ganztag zu brechen: „Um einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen macht Schwarz-Grün einen großen Bogen. Für Beschäftigte, Gewerkschaften und Unternehmen ist das eine Riesen-Enttäuschung“, kritisiert Boudih. Unterm Strich gehe es darum, Eltern den Rücken freizuhalten und sie für einen Wiedereinstieg ins Berufsleben zu motivieren. „Hier entpuppt sich die Landesregierung von Hendrik Wüst gerade als Bremsklotz für mehr Beschäftigung in NRW“, so der NGG-Landeschef.


Die Landesregierung dürfe das Problem nicht auf die lange Bank schieben. „Einfach aussitzen, ist keine Lösung“, so Mohamed Boudih. Es werde höchste Zeit, dass Schwarz-Grün „jetzt eine solide Basis für mehr Ganztagsplätze in Grundschulen und darüber hinaus“ schaffe – vor allem auch mit Blick auf die Finanzierung. Das gelte auch für die Kitas. Denn Mohamed Boudih sieht in der fehlenden Ganztagsbetreuung einen „entscheidenden Engpass, der der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen beim Kampf gegen den Arbeitskräftemangel auf die Füße fällt“. Für Eltern im Job sei es wichtig, zu wissen, dass sich jemand um die Kinder kümmere – vom Essen bis zur Hausaufgabenbetreuung. Außerdem sollten Ganztagsplätze vorrangig an Kinder von Eltern vergeben werden, die beide einen Job haben, sowie an Kinder von berufstätigen Alleinerziehenden.


Aber auch die Unternehmen seien gefordert, Eltern verstärkt ins Arbeitsleben zu holen. Hierzu sei eine „Teilzeit-Offensive“ in Betrieben erforderlich. Ein wichtiger Punkt dabei sei die Schichtarbeit. Aktuell arbeiten, so die NGG, mehr als 800.000 Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen Tag für Tag in Wechselschichten. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben vom Statistischen Bundesamt (Destatis).


„Bei der Schichtarbeit gilt meistens: hopp oder top. Also entweder die volle Schicht zur vorgegebenen Zeit arbeiten oder gar nicht. Hier müssen sich die Unternehmen von starren Mustern loseisen. Auch innerhalb einer laufenden Schicht muss die Übergabe der Arbeit möglich sein. Es spricht nichts dagegen, dass sich zum Beispiel bei einer Produktion am Band zwei Teilzeitbeschäftigte eine Schicht teilen“, sagt Mohamed Boudih.


Darüber hinaus müsse es insbesondere für die Arbeit im Büro und auch für den Außendienst mehr Chancen aufs Homeoffice geben. Außerdem solle die Wirtschaft in NRW „Cluster-Projekte für Kinderbetreuung“ starten: „Kleinere, mittlere und größere Betriebe sollten sich – zum Beispiel in einem Gewerbepark – zusammentun und eigene Betreuungsangebote organisieren“, so der Landeschef der NGG in Nordrhein-Westfalen, Mohamed Boudih.